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»Niemand bezahlt automatisch mehr, nur weil ein Produkt ›grün‹ ist«
Nachhaltige Produkte müssen auch wirtschaftlich sein, sagt Robert Hauser, CEO Doka, im Interview mit dem Bau & Immobilien Report. Er erklärt, welche Doka-Produkte diese vermeintliche Quadratur des Kreises schaffen und mit welchen Erwartungen er nach München zur bauma gefahren ist. Das Gespräch fand im Vorfeld der Branchenmesse statt.

Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit sind große Trendthemen unserer Zeit. Gleichzeitig geht die Bauwirtschaft durch eine ihrer schwersten Krisen. Wie kann man Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit mit Wirtschaftlichkeit verbinden?
Robert Hauser: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen Hand in Hand gehen – besonders jetzt, wo die Bauwirtschaft unter hohem Druck steht. Es geht nicht nur darum, klimafreundliche Produkte zu entwickeln, sondern sie auch wirtschaftlich attraktiv zu machen. Unser Anspruch seit jeher ist es, qualitativ hochwertige, langlebige und reparierfähige Produkte zu entwickeln. Das zahlt sich langfristig immer aus – für unsere Kunden und für das Klima.
Lässt sich das an einem bestimmten Produkt darlegen?
Hauser: Unsere neue Xlife top-Schalungsplatte ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie besteht überwiegend aus recyceltem Kunststoff; der Plattenkern selbst zu 100 %. Dazu kommt, dass die Platte vollständig recycelbar ist: Platten, die am Ende ihres Lebenszyklus angekommen sind, werden von uns zurückgenommen und vollständig in den Kreislauf zurückgeführt. Das ist die eine Seite. Schauen wir uns jetzt die wirtschaftliche Seite an: Durch eine innovative Kunststoff-Verbundtechnik punktet die Platte mit einer besonders langen Lebensdauer. Sie ist leicht zu reinigen, einfach zu reparieren und benötigt insgesamt weniger Wartung – und das senkt die Sanierungskosten erheblich. Selbst nach vielen Einsätzen liefert sie ein gleichbleibend gutes Betonbild, und das besser als bisherige Lösungen.
Sind Kunden auch bereit, für »grüne« Produkte und Kreislaufprodukte mehr zu bezahlen? Die Xlife top-Platte ist in der Anschaffung vermutlich teurer als herkömmliche Produkte?
Hauser: Nur weil ein Produkt »grün« ist, wird niemand automatisch mehr dafür bezahlen. Wie gesagt, nachhaltige Produkte müssen auch ihren Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der Baustelle leisten. Bei der Xlife top-Platte geht die Rechnung für unsere Kunden auf, weil sie in der Gesamtbetrachtung überzeugt.
Ein zentrales Thema der Branche ist auch die Effizienz- und Produktivitätssteigerung. Erklärtes Ziel der Doka ist es, die Branche zukunftssicher zu machen, indem althergebrachte Baumethoden modernisiert werden. Mit welchen Produkten und Lösungen werden Sie diesem ehrgeizigen Ziel aus Ihrer Sicht am meisten gerecht?
Hauser: Ein echter Meilenstein in diese Richtung ist Doka 360, unsere neue digitale Kundenplattform, die wir auf der bauma vorstellen werden. Warum? Ganz einfach, weil für unsere Kunden neben Preis und Qualität unserer Produkte noch eine weitere Sache entscheidend ist: ihre Gesamtproduktivität. Viele Prozesse und Methoden auf der Baustelle haben sich über Jahre kaum verändert – und genau darin liegt viel ungenutztes Potenzial. Wir wollen das nicht nur schrittweise optimieren, sondern den gesamten Prozess grundlegend transformieren, indem wir ihn konsequent digitalisieren. Künftig können Doka-Kunden ihr gesamtes Schalungsprojekt effizient, zeitsparend und einfach auf einer Plattform steuern – also mit einem Klick die Schalung planen und bestellen, mit einem Klick die Lieferung tracken und das Material managen bis zur Rücklieferung und vieles mehr! Und das ohne zwischen verschiedenen Lösungen hin- und herspringen zu müssen. Das heißt weniger administrativer Aufwand, weniger Fehler, weniger Verzögerungen, dafür mehr Transparenz und mehr Kontrolle bei allen Projekten.
Automatisierung ist der zweite große Hebel für mehr Produktivität. Auch hier präsentieren wir viele Neuheiten auf der bauma: Mit dem neuen Antriebssystem Doka FormDrive setzen wir neue Maßstäbe in der Automatisierung von Klettersystemen für Hochhauskernwände. Das Herzstück des Systems ist eine mobile Steuereinheit zum Heben des Klettersystems und zur Überwachung aller Bewegungen der Wandschalung. Unser Schalungsroboter DokaXbot Lift hebt Deckenschalungselemente in bis zu 5,7 Meter Höhe – ein entscheidender Schritt hin zur Automatisierung manueller Prozesse. Mit Doka LeanForm haben wir eine neue Arbeitsmethode zur Herstellung von Betonwänden entwickelt: In einer mobilen Vorfertigungsplattform werden komplette Schalungseinheiten an einem sicheren Arbeitsplatz wie am Fließband errichtet und dann mit dem Kran an ihren Bestimmungsort gehoben. Das spart Zeit und Kosten, reduziert Laufwege und erhöht die Sicherheit.
Doka hat einen Prototyp einer intelligent beheizbaren Schalung entwickelt. Sehen Sie dafür auch einen größeren Markt oder geht es vor allem darum, die eigene Innovationskraft unter Beweis zu stellen?
Hauser: Innovation ist für uns kein Selbstzweck. Unser Prototyp einer intelligent beheizbaren Schalung, kurz IHF, hat bewiesen, dass Schalung eine zentrale Rolle spielen kann, um klimafreundliche Betone in die breite Anwendung zu bringen. Sie beschleunigt die verzögerte Frühfestigkeitsentwicklung von CO₂-reduzierten Betonmischungen, besonders bei niedrigen Temperaturen. Aber nicht nur das! Unsere Tests bei Forschungsprojekten und auf Baustellen haben gezeigt: Schon bei 10 Grad Celsius erzielt die beheizbare Schalung spürbare Performancesteigerungen: Im norwegischen Trondheim konnte so unser Partner mit herkömmlichem Beton einen Tag früher ausschalen. Ein echter Mehrwert also, denn kürzere Schalzeiten bedeuten Zeit- und Kostenersparnis. Diese Ergebnisse zeigen uns, dass die IHF nicht nur das Potenzial hat, den effizienten, sicheren Einsatz von CO₂-reduzierten Betonen zu fördern, sondern ganzjährig zur allgemeinen Performancesteigerung im Betonbau beitragen kann. Auch in diese Richtung werden wir weiterentwickeln.
Welche Erwartungen haben Sie an die bauma? Welche Themen werden die Messe beherrschen?
Hauser: Ich erwarte mir, dass die bauma genau das bietet, was die Branche jetzt braucht: echte Innovationen. Keine kleinen Optimierungen und neue Features da und dort, sondern neue Denkansätze, Lösungen und Technologien – genau das brauchen wir dringend. Die zentrale Frage heute ist ja: Wie kann die Branche ihre Produktivität steigern? Denn wenn die Bauleistung wieder anzieht, muss sie mit weniger Aufwand und höherer Effizienz bewältigt werden. Der entscheidende Hebel ist die Digitalisierung, die – neben der Nachhaltigkeit – sicherlich eines der dominierenden Messe-Themen sein wird.
Welchen Stellenwert hat die bauma für Doka? Welche Auf- und Vorgaben hat das Messeteam vor Ort?
Hauser: Die bauma ist für Doka die wichtigste Messe weltweit. Wir sind seit 30 Ausgaben dabei – und sie ist heute relevanter denn je. Keine andere Bühne bietet so viele Möglichkeiten, um unsere neuesten Innovationen zu zeigen und mit Kunden aus der ganzen Welt ins Gespräch zu kommen.
Worauf freuen Sie sich persönlich bei der bauma besonders?
Hauser: Am meisten darauf, unsere Kunden persönlich zu treffen und den direkten Austausch zu führen. Das ist und bleibt das Wertvollste an der bauma.
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